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Die Mission und Bedeutung des ritterlichen Kreuzherrenordens mit dem roten Stern sind durch die Zeit, in der der Orden entstand, sowie durch die Persönlichkeit der Hl. Agnes aus dem Hause der Přemysliden stark geprägt.
Die Tochter des Königs Ottokar I. Přemysl lebte von 1211 bis 1282 und gehört zu den herausragendsten Persönlichkeiten der böhmischen Geschichte. Von den Idealen des Hl. Franziskus von Assisi beseelt, entschloss sie sich, dem weltlichen Leben zu entsagen und das Kleid einer Ordensschwester anzulegen. Sie stand in schriftlichem Austausch mit der Hl. Klara von Assisi und den Zentren der neuen Religiosität in Italien. Mit der Gründung eines Spitals in Prag befolgte sie das Beispiel ihrer Tante, der Hl. Elisabeth von Thüringen, die ihrerseits ein Spital in Marburg an der Lahn gegründet hatte. Dies trug wesentlich zur Verbreitung der Franziskanerideale in den böhmischen Ländern bei.
Im Jahre 1231 erscheint Agnes als Mitstifterin des Doppelklosters Na Františku in Prag. Es bestand aus einem Klarissinnenkonvent, dessen Äbtissin Agnes im Jahre 1234 wurde, sowie einem Minoritenkloster. Zum Areal gehörte eben auch ein Spital, dessen Zweckbestimmung jedoch vielseitiger als heute war, denn ein Hospital – vom lateinischen hospes, d.h. Gast – war zu dieser Zeit noch ein Ort, wo nicht nur Kranke, sondern auch Pilger, Arme, Obdachlose oder aber auch Verfolgte aufgenommen und betreut wurden. Der Spitalsbetrieb wurde zunächst von Laienbrüdern besorgt. Alltag und Tätigkeit waren von den Regeln bestimmt, nach denen sich damals andere Ordensgemeinschaften richteten. Besonders prägend für das Spital waren die Regeln der Spitalsbruderschaften der sogenannten Ritterorden, wie der Johannitern-Malteserrittern, der Templer, des Ordens vom Hl. Geist usw.
Auf Bitten der Hl. Agnes erhob im Jahre 1237 Papst Gregor IX. das Prager Spital zu einem selbstständigen Orden nach der Regel des Hl. Augustinus. Zum roten Kreuz, dem Symbol der christlichen Nächstenliebe, kam im Jahre 1251 der rote sechszackige Stern hinzu. Durch dieses Symbol unterscheidet sich der böhmische Orden der Kreuzherren mit dem roten Stern von anderen Spitalsorden. Er ist bis heute der einzige Orden böhmischer Herkunft und gleichzeitig der einzige Männerorden, der von einer Frau gegründet wurde. Durch die Mission des Ordens erfüllte sich die Sehnsucht des mittelalterlichen Menschen nach einer Verbindung der Ideale des Ritterlebens mit dem geistigen Leben. Zu den Grundzügen des Ordenslebens gehört nach wie vor eine tatenreiche, mildtätige Liebe zu unseren Mitmenschen.
Erster selbstständiger Sitz der Kreuzherren war die St.-Peterskirche samt der Kommende Na poříčí in der späteren Prager Neustadt. Im Jahre 1251 wurde der Hauptsitz des Ordens auf die Kreuzung am rechten Moldauufer zur Judithbrücke übertragen. Am Brückenkopf wurde das neue Spital zum Hl. Geist mit der St.-Franziskus-Kirche erbaut. Beide Patrozinien erinnern an die Wurzeln des Kreuzherrenordens im St. Agneskonvent Na Františku. An der Stelle der ersten Kirche erhebt sich heute ein Bau aus den Jahren 1679 – 1688, nach Plänen des Architekten Jean Baptiste Mathey erbaut. Der Barockteil des Konvents bei der St.-Franziskus-Kirche steht auf den Fundamenten der früheren Judithbrücke, die im Vergleich mit der späteren Karlsbrücke weiter nördlich lag. Das Hauptgebäude im späten Jugendstil stammt aus den Jahren 1909 – 1912. Seit 1990 ist es wieder Sitz des Kreuzherrenordens, der nach vier Jahrzehnten Tätigkeitsverbot wieder an das geistige Vermächtnis seiner heiligen Stifterin anknüpft.
1713 wurde Wien von einer verheerenden Pestseuche heimgesucht. Der damalige Kaiser Karl VI. gelobte zum Dank für die überstandene Pestgefahr zu Ehren seines Namenspatrons Karl Borromäus ein würdiges Gotteshaus errichten zu lassen. Der Hl. Karl war ja selbst durch sein vorbildliches und aufopferndes Wirken für die Pestkranken seiner Bischofsstadt Mailand neben den Hl. Sebastian, Rochus und Rosalia zum Pestpatron der Katholischen Kirche geworden.
Am 4. Februar 1716 fand die feierliche Grundsteinlegung der Karlskirche statt. Im selben Jahr trat der Kreuzherrenorden mit dem Roten Stern mit dem Kaiser in Gespräche, was die geistliche Obsorge der Kirche betrifft. Diese wurde schließlich im Jahre 1733 durch eine kaiserliche Entschließung vom 10. November an den Orden „auf ewige Zeiten“, wie es im kaiserlichen Dekret heißt, übertragen.
Das Kreuzherrenkloster befindet sich unmittelbar hinter der Karlskirche in der Kreuzherrengasse 1. Seit der Erhebung der Karlskirche zur Pfarrkirche durch Kaiser Josef II 1783 befindet sich hier im Kreuzherrenhof auch das Pfarrbüro bzw. seit Auflösung der alten Pfarren in den 4. und 5. Wiener Gemeindebezirken 2017 das Rektoratsbüro der Karlskirche.